Mario Siry wird für sein Engagement um die Nachwuchsförderung mit der Ehrennadel des Landes Rheinland-Pfalz ausgezeichnetChorleiter, Dozent und ein bisschen auch Bildungspolitiker: Mario Siry ist vielfältig engagiert. Für seine Arbeit als Koordinator des Projektes Singen und Musizieren in der Kindertagesstätte bekam er nun die „Ehrennadel des Landes Rheinland Pfalz“.
Entertainer, Musiker und Bildungsexperte: Mario Siry ist vielfältig. Die Auszeichnung bekommt er nicht für das Chorleitersein, denn das ist ja sein Job und damit kein Fall für die „Ehrennadel des Landes Rheinland Pfalz“. Trotzdem fällt den meisten Menschen in der Region beim Namen Mario Siry erst einmal der Chorleiter ein. Der Chorleiter der Concordia Thalheim, des Seniorenchores Wallmerod, des MGV Mendelssohn Bartholdy Montabaur, natürlich des Gesangvereins in seiner Heimatgemeinde Großholbach oder früher des MGV Frohsinn Elz. Insgesamt gut ein Dutzend Chöre leitet Mario Siry inzwischen, dazu kommen immer wieder Projekte.
Aber Mario Siry macht noch viel mehr – und dafür ist er mit der Ehrennadel des Landes ausgezeichnet worden: zum Beispiel für sein ehrenamtliches Engagement um die Jugendförderung. „Wie kriegen wir die Kinder zum Singen?“, fragt Mario Siry. Und: „Was können wir den Kindern anbieten, damit sie weiter singen?“ Das Singen sei eine Kulturtechnik, die jeder Mensch beherrschen sollte. Schließlich sei bekannt, dass das Singen dem Spracherwerb dient, der emotionalen Bildung und der Integration. Und außerdem macht es Spaß. „Es gibt keine Kinder, die nicht singen.“ Aber es gebe immer mehr Kindergärten und Schulen, in denen nicht mehr gesungen wird. Und natürlich auch immer mehr Familien. „Aber irgendwo müssen wir ja ansetzen“, sagt Mario Siry und lacht.
Sein Projekt Simuki (die Abkürzung für Singen und Musizieren in der Kindertagesstätte) setzt in der Kita an. Seit 2011 bieten der Chorverband der Pfalz, der Rheinland-pfälzische Chorverband, der Chorverband Rheinland-Pfalz, der Landesmusikverband Rheinland-Pfalz und der Landesverband der Musikschulen in Rheinland-Pfalz gemeinsam die Fortbildungsreihe Simuki an. Das Ziel: Erzieherinnen zu zeigen, wie sie die Kleinen zur Musik bringen, was es beim Singen zu beachten gilt und wie wichtig es ist, früh mit dem Singen anzufangen. Denn eines sei klar: „In den Erziehungsinstitutionen spielt das Singen nicht die Rolle, die es spielen sollte.“ In den Kitas in Rheinland Pfalz ändert sich das gerade: Mehr als 1000 Erzieher, Chorleiter und Lehrer haben mit Simuki gelernt, wie sie kleine Kinder (bis sechs Jahre) zum Singen kriegen. Allerdings ist das ein Zuschussgeschäft für die Kooperation: Rund 160 000 Euro hätten die Fortbildungen bislang gekostet, das Land habe Simuki unterstützt – allerdings nur mit rund 61 000 Euro. „Es wäre schön, wenn das Land die Zuwendung erhöhen und die Dozenten angemessen honorieren würde“, sagt Mario Siry.
Bislang arbeiteten sie alle ehrenamtlich. Zu wenig Musiklehrer Und das wird vermutlich auch beim nächsten Projekt so sein: Mario Siry und seine Kollegen wollen Simuki auf Grundschulen übertragen – und Lehrerinnen und Lehrern zeigen, dass sie beim Singen nicht viel verkehrt machen können, dass es eigentlich nur wichtig ist, die Hemmschwelle zu überwinden. Denn ansonsten werde in den Grundschulen womöglich irgendwann gar nicht mehr gesungen. Es gebe einfach viel zu wenig Musiklehrer, „die fehlen einfach“. Also müssten die Klassenlehrer einspringen und auch Musikunterricht geben – obwohl sie das gar nicht gelernt haben. „Aber die musizieren dann lieber, weil sie sich nicht trauen zu singen.“
Mario Siry mag sich gar nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn in seinem Kindergarten und seiner Grundschule nicht gesungen worden wäre: „Da fiel damals auf, dass ich gut singen kann.“ Also ging Mario Siry zu den Domsingknaben. Er war 17, als er seinen ersten Chorleiterkurs besucht hat. Nach dem Abitur an der Fürst-Johann-Ludwig-Schule in Hadamar ging er an die Uni Gießen, um Musikwissenschaft zu studieren. „Ich wollte wissen, was die Musik im Innersten zusammenhält“, sagt Mario Siry und lacht. Und er wollte wissen, wie Musik sein muss, um die Menschen zu berühren. Aber er habe schnell gemerkt, dass die Praxis ihm mehr liegt. „Chorleitung ist mein Ding.“
Erst hatte er zwei Chöre, um sein Studium zu finanzieren, dann waren es auf einmal vier – und es wurden immer mehr. Damals hat Mario Siry auch noch selbst gesungen, erst im Universitätschor („da bin ich direkt zum Korrepetitor aufgestiegen“), dann im Collegium Vocale Limburg und in der Kölner Kantorei. „Aber dafür fehlt mir jetzt die Zeit.“ Dafür zeigt er anderen, wie viel Freude das Singen macht. „Das Chorleitersein kommt meinem Charakter entgegen“, sagt Mario Siry. „Man ist Entertainer und macht Musik.“ Er liebe es, die Menschen zu unterhalten, und er improvisiere gerne. Und das müsse man auch als Chorleiter. Natürlich habe der Dirigent immer die Vorstellung, dass das Ergebnis noch ein bisschen besser sein könnte. Aber im Grunde gehe es am Ende um das Erlebnis, um die Singgemeinschaft. „Perfektion wird viel zu wichtig genommen“, sagt Mario Siry und lacht. Ein guter Chorleiter müsse auf seinen Chor eingehen können und auf seine Wünsche und Fähigkeiten. Damit das Singen Freude macht – und wenn es dann noch schön klingt, ist alles perfekt.