Erfahrungsbericht des Pilotprojektes in der Verbandgemeinde Wallmerod
Beteiligte Schulen: Grundschulen Herschbach, Meudt, Wallmerod
Chorleiter des Chorverbandes Westerwald: Jessica Burggraf, Angela Siry, Mario Siry
Mit dem Projekt Chorklassen hat es sich der Chorverband Westerwald zur Aufgabe gemacht, dass Singen in der Grundschule intensiv zu fördern. Gerade in der Primarstufe wird der Musikunterricht häufig fachfremd unterrichtet. Der Umgang mit der eignen und der Kindersingstimme fällt den Lehrkräften häufig schwer, so dass das Singen zunehmend vernachlässigt wird. Mit den genannten Initiative soll die Grundlage geschaffen werden, Singen wieder aktiv auszuüben und als wichtigen und unverzichtbaren Bestandteil des Unterrichtes zu etablieren.
In einem Pilotprojekt hat der Chorverband Westerwald in Kooperation mit der Verbandsgemeinde Wallmerod im Schuljahr 2018/19 Chorklassen an drei Grundschulen der Verbandsgemeinde Wallmerod durchgeführt und überaus positive Ergebnisse erzielen können. Unterstützt und zum wesentlichen Teil finanziert wurde die Maßnahme durch den Kulturverein der Verbandsgemeinde Wallmerod.
Durchführung der Maßnahme:
Eine externe Fachkraft (ChorleiterInnen aus dem Bereich des Chorverbandes Westerwald), kam einmal in der Woche vormittags in eine Klasse der Schule. Die Lehrkraft, die in der Klasse Musik unterrichtet, war in dieser Stunde aktiv eingebunden. Anhand der Programms Jekiss (Jedem Kind seine Stimme), das qualitatives Singen mit Kindern ermöglicht, ohne große musikalische Vorkenntnisse vorauszusetzen, wurden Kinder und Lehrkraft zum gemeinsamen Singen angeleitet. Dabei wurden alle wichtigen Elemente des Singens mit Kindern erarbeitet:
- Umgang mit der Kinderstimme
- Atemtechnik und Stimmbildung
- Aufbauende Lernmethodik
- Liedauswahl für Kinder
- Liederarbeitung
- Bewegung und Tanz
- Einsatz von Musikinstrumenten
Diese Elemente wurden in spielerischer Weise den Kindern vermittelt und die Lehrkraft wurde angeleitet, selbstständig mit den Kindern zu singen.
Das Projekt war in allen 3 Schulen ein voller Erfolg. Schon nach sehr kurzer Zeit zeigte sich sowohl bei den Kindern als auch bei den Lehrkräften eine grundlegende Verbesserung der stimmlichen Leistungen. Dazu stellte sich bei den Kindern eine Verbesserung der Konzentrationsfähigkeit und der Sprachleistung ein. Die Disziplin der Kinder war tadellos, auch ein Zeichen dafür, dass die Kinder begeistert dabei waren – Langeweile kam nicht auf.
Auch die grundsätzliche Zielsetzung, dass die Lehrkräfte nach Beendigung des Projektes in der Lage waren, selbstständig mit den Kindern zu singen und das aktive Singen als Unterrichtsbestandteil fortzuführen, konnte erreicht werden. Die Fortführung der Chorklassen wurde von allen Beteiligten, Schüler, Lehrer und Eltern ausdrücklich gewünscht.
Die Verbandsgemeinde Wallmerod ist von dieser Pilotphase so überzeugt, dass das Projekt Chorklassen weitergeführt und im nächsten Schulhalbjahr auf andere Grundschulen der Verbandsgemeinde ausgedehnt werden wird.
Erfahrungsbericht einer beteiligten Lehrkraft:
Mit 18 Schülern der Klasse 4, einer ausgebildeten Chorleitung, einer betreuenden Lehrkraft und insgesamt 30 Schulstunden wurde das Projekt durchgeführt.
Mit dem „Jekiss“ Programm - Jedem Kind seine Stimme – wurde den Kindern mit der Call and Response Methode das Liedgut vermittelt. Die Chorleitung singt Teile des Liedes vor und die Schüler wiederholen diese, so dass nach und nach das ganze Lied in Text und Melodie erlernt wird.
Zu Beginn jeder Einheit wurden Aufwärmübungen zur Schulung des Gleichgewichts und der Körperwahrnehmung durchgeführt - auf einem Bein stehen, mit einem Fuß eine liegende acht in der Luft „schreiben“, Hüften und Schultern in verschiedene Richtungen kreisen. Es wurde der richtige Stand zum Singen und die korrekte Sitzhaltung geübt.
Nach der Aufwärmphase durften die Kinder verschiedene Rhythmen nachklatschen oder mit dem Fuß nachstampfen, um das Gefühl für Rhythmen und Tonlängen zu erhalten. Im Anschluss wurden Tonfolgen, die in Tonhöhe und Länge variierten, vorgesungen, die von den Kindern nachgesungen wurden.
Bei jedem neu zu erlernenden Lied wurde der Text Schritt für Schritt und rhythmisch vorgesprochen und von den Kindern wiederholt. Das Lied wurde auf diese Art und Weise, stückweise aufgebaut und so oft wie es nötig war, wiederholt. Schwierigere Text- oder Tonabschnitte wurden intensiv geübt, um den Kindern eine Sicherheit beim Singen zu geben.
In jeder Chorstunde wurden 2 bis 3 verschiedene Lieder gesungen. Einige Stücke wurden im Kanon einstudiert, einige sogar in 3er oder 4er Gruppen.
Neben dem gemeinsamen Singen erhielten alle Kinder auch die Gelegenheit einzeln vorzusingen. Mal waren es einzelne Tonfolgen, die sich in der Tonhöhe steigerten, mal ganze Strophen eines Liedes.
Im Laufe des Schuljahres wurden die Kinder immer selbstbewusster und „singsicherer“, so dass sich am Ende des Chorprojektes jeder traute, allein vorzusingen.
Zum Abschluss einiger Chorstunden wurden akustische Wahrnehmungsübungen am Klavier, bei denen die Kinder Tonhöhen, Dur oder Moll Klänge, etc. unterscheiden sollten, durchgeführt. Dies erforderte noch einmal hohe Konzentration und genaues Hinhören.
Im Laufe des Projektes konnte festgestellt werden, dass die Kinder durch das regelmäßige Üben von Texten, Melodien und Rhythmen immer schneller neue Lieder auswendig beherrschten. Insgesamt konnte eine erhöhte Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit auch in anderen Unterrichtsfächern festgestellt werden. Die Kinder sangen in den Pausen oder manchmal auch im Unterricht leise vor sich hin oder summten Melodien – ein Zeichen, dass sie viel Freude und Spaß am Erlernen der Lieder hatten. Es entwickelten sich regelrechte Ohrwürmer, die im Laufe der Unterrichtswoche regelmäßig gesungen wurden.
Sämtliches Liedgut und einzelne rhythmische Übungen wurden von der Lehrkraft im Klassenverband nachbereitet und wiederholt, so dass in der nächsten Chorstunde darauf aufgebaut und wieder Neues gelernt werden konnte.
Die Lieder wurden der ganzen Schulgemeinde in einer gemeinsamen Musikstunde, zusammen mit der Chorleitung präsentiert, so dass auch die anderen Klassen und Kollegen einen Eindruck von der Arbeit der Chorklasse gewinnen konnten. Natürlich wurde der Schulleitung und dem Kollegium in regelmäßigen Abständen „Bericht erstattet“ und von den Erfahrungen des Projektes erzählt.
Neben Auftritten in Schule, Seniorenheim und bei Veranstaltungen der Gemeinde, gipfelte das Projekt „Chorklasse“ in der Teilnahme am 1. Westerwälder Chorfestival im Stöffelpark – für die Kinder ein tolles bleibendes Erlebnis.
Mein persönlicher Wusch ist die Weiterführung des Projektes Chorklassen.