Schreiben an die politischen Entscheidungsträger des Westerwaldes, Westerwaldkreis, Verbandsgemeinden:
Sehr geehrte Damen und Herren
Seit Mitte März 2020 ist die Chorlandschaft im Westerwald massiv durch die Folgen der Corona-Pandemie betroffen – Probentätigkeit ruht gänzlich, Veranstaltungen mussten abgesagt werden.
Die künftige Entwicklung ist noch nicht abzusehen und führt zu massiven Schäden in dieser für die Gesellschaft so wichtigen Vereinstätigkeit.
Der Chorverband hat mit dem beigefügten Statement versucht, die momentane Situation der Chöre im Westerwald aufzugreifen und darzustellen.
Mit dieser Darstellung informatieren wir die politischen Vertreter, aber auch die Verbandsgemeinden und den Westerwaldkreis, um auf diese moentane Situation hinzuweisen und Sie für entsprechend mögliche Hilfestellungen zu sensibilisieren.
Darüber hinaus hat der Chorverband Rheinland-Pfalz eine Hygiene- und Sicherheitskonzept erstellt, um von der politischen Ebene eine baldmögliche Lockerung für diesem Bereich zu erreichen, um den Chören die Möglichkeit zu geben, unter Berücksichtigung von strengen Sicherheits- und Hygienevorkehrungen wenigstens ansatzweise wieder in die Probenarbeit einsteigen zu können (wenn Sie an diesem Konzept interessiert sind, können wir es Ihnen gerne zur Verfügung stellen)..
Bitte berücksichten Sie bei Ihren Entscheidungen die Belange der Chorlandschaft im Westerwald, damit dieses wichtige Kulturgut auch in Zukuft erhalten bleibt.
Für Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung.
Chorverband Westerwald
Corona-Pandemie - Situation der Chöre im Westerwald
Stand: Mai 2020
Seit dem 16. März 2020 ist der Probebetrieb bei den Chören im Chorverband Rheinland-Pfalz und damit auch im Westerwald durch die Corona Einschränkungen vollständig zum Stillstand gekommen. Seit mehr als einem Monat liegt jegliches Vereinsleben brach und alle Veranstaltungen wurden, mit erheblichem wirtschaftlichen Schaden für die Vereine, abgesagt – es wurde ein allgemeines Kontaktverbot für mehr als zwei Personen verfügt.
Vielen Vereinen geht es aufgrund dieser Ausnahmesituation massiv an die Substanz – vielen Kostenbereiche laufen unverändert weiter, die Einnahmeseite fällt zu einem großen Prozentsatz weg. Viele Vereine finanzieren sich, neben den Beiträgen der Mitglieder, zu einem großen Anteil durch die Durchführung von Veranstaltungen. Mit der Durchführung von Konzerten und sonstigen chorischen Veranstaltungen stellt sich ein Chor nicht nur seinem breiten Publikum vor und macht damit beste Eigenwerbung, sondern er versucht auch, mit diesen Veranstaltungen einen Teil seiner laufenden Kosten durch entsprechende Veranstaltungserlöse abzudecken. Dieser Einnahmeaspekt ist nun vielen Vereinen genommen und das Verbot der Durchführung von größeren Veranstaltungen macht die Durchführung solcher Chor-Veranstaltungen in 2020 nahezu unmöglich, zumal Konzert- und Chorveranstaltungen innerhalb eines Jahres kaum verschiebbar sind. Neben der Durchführung von chorischen Veranstaltungen schaffen sich auch viele Vereine durch organisatorische Durchführung von Brauchtumsveranstaltungen wie Kirmes, Backesfesten- und sonstigen geselligen Veranstaltungen eine finanzielle Basis für die eigentliche Vereinsarbeit. Auch diese Veranstaltungen mit großer gesellschaftlicher Relevanz stehen 2020 auf der Streichliste.
Sicherlich sind viele Vereine in der Lage, eine gewisse Zeit finanziell zu überbrücken, aber je länger das Vereinsleben brachliegt und je länger das Verbot für die Durchführung von Veranstaltungen existent ist, desto mehr wird die finanzielle Substanz der Vereine massiv beeinträchtigt, bis hin zu der Situation, dass Vereine aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten ihre Vereinstätigkeit, teilweise oder ganz aufgeben müssen.
Dies bedeutet einen massiven Verlust für die Gesellschaft. Ein aktives Vereinsleben stellt in vielen Bereichen das Rückgrat des privaten gesellschaftlichen Miteinander dar – Kinder werden betreut und gefördert, allen Generationen wird ein aktives, gesellschaftliches Vereins-Miteinander geboten – Vereine erbringen einen unverzichtbaren und nicht wegzudenkenden gesellschaftlichen Mehrwert. Ohne Vereinstätigkeit wäre unsere Gesellschaft in vielen Bereichen massiv ärmer.
Die Politik spricht momentan in vielen Bereichen über entsprechende Hilfsprogramme, um die Folgen des erforderlichen Shutdows abzumildern. Bei diesen Programmen steht meist der wirtschaftliche Bereich im Vordergrund. Der Vereinsbereich steht meist, vielleicht mit Ausnahme des Bereiches Sport, im Abseits. Der kulturelle Bereich des Vereinslebens bleibt bei der gesellschaftlichen Betrachtung und bei der Definition von Hilfsprogrammen, oftmals außen vor. Diese Ignoranz wird der Bedeutung des kulturellen Vereinslebens nicht gerecht. In den Chören, in den Musikvereinen und in anderen Vereinen des Kulturlebens sind alle Generationen, alle Altersklassen aktiv eingebunden – die Vereine bieten gesellschaftliche Heimat und fördern das Wohlbefinden aller Beteiligten, in dem sie den Stress des Alltags für die Zeit des aktiven Musizierens, aber auch die Zeit des musikalischen Genusses als Zuhörer vergessen lassen und der Gesundheit überaus förderlich sind. Um wieviel ärmer wäre unsere Gesellschaft durch den Verlust des kulturellen Vereinslebens.
Die Folgen, die der Stillstand für die kulturelle Landschaft haben wird, sind sicherlich noch nicht absehbar. Der Chorverband geht derzeit davon aus, dass die Corona-Krise zu einem erheblichen Vereinssterben führen wird, je länger der Stillstand anhält. Insbesondere Vereine, denen die finanzielle Basis verloren geht und Vereine, die vorher schon unter Nachwuchsproblemen litten, werden, je länger die Auszeit dauert, oftmals kaum noch in der Lage sein, das Vereinsleben in der vorherigen Form wieder aufzunehmen und die Vereinstätigkeit evtl. komplett einstellen. Ebenso sind besonders auch die fortschrittlichen Chöre gefährdet, die durch eine moderne Chorstruktur mit Kinder- und Jugendchören, Pop-Chören, etc. mehrere Chorleiter beschäftigen und den finanziellen Spagat nur mit Einnahmen von Veranstaltungen und Sponsoring bewältigen können. Letztere Unterstützung wird durch die wirtschaftliche Situation der Unternehmen auch geringer ausfallen und wesentlich schwieriger zu erreichen sein .
Das ist für die gesellschaftliche Relevanz von Kulturangeboten eigentlich nicht hinnehmbar, insbesondere weil gerade in Bereich des Chor- und Musikwesens eine große Chance liegt, den negativen vor allem die psychischen Auswirkungen der Krise aktiv entgegen zu wirken. Diesem großen Verlust in der Kulturarbeit gilt es soweit es möglich ist, zu verhindern. Gerade im einem Flächenland, wie Rheinland-Pfalz und dem Westerwald ist ein funktionierende Vereinsarbeit essentielle Grundlage für eine gut funktionierende Gesellschaft.
Diese Wichtigkeit eines aktiven Vereinslebens sollte die Politik zu Anlass nehmen, im Rahmen Ihrer geplanten Hilfsprogramme auch diesen Bereich zu berücksichtigen und entsprechende Hilfestellungen ins Auge zu fassen.
Darüber hinaus sollte die im Grunde strenge Struktur und der i.d.R. geregelte Ablauf einer Chor- und Musikprobe es ermöglichen, den Probebetrieb wieder aufzunehmen und dabei strengste Hygienevorschriften und die geforderten Sicherheitsabstände einzuhalten. Der Nutzen für die Bewältigung der Krise und für die Rückkehr zur einer „Normalität“ sind dabei klar fassbar: Nach einer Zeit der Isolation, ist dies ein erster Ansatz, um gesellschaftlichen Kontakt und Kommunikation zu ermöglichen. Mit dem Besuch von Chor- und Musikproben wäre es gerade für diese Aktiven eine erste Möglichkeit, die häusliche und überaus belastende Isolation zu überwinden. Unsere Chöre sonstigen musikalische tätigen Vereine brauchen kurzfristig Lockerungen der Kontaktsperre, ggf. auch mit Einschränkungen der Teilnehmerzahl, um z.B. zumindest Registerproben durchführen zu können.
Regelungen zur Durchführung von Chorproben in der Corona Krise wurden in einem speziellen Hygiene- und Sicherheitskonzept für die Durchführung von Chorproben niedergelegt, das seitens des Chorverbandes Rheinland-Pfalz der Landesregierung vorgelegt wird.