So nähern Sie sich Medien - und so wird Ihre Sache interessant
Wie nun gehen wir richtig — also mit Aussicht auf Er folg — mit diesen Medien um?
1). Kontakt aufnehmen:
Der üblichste Weg der Kontaktaufnahme, den wahrscheinlich auch jeder Chorverein schon einmal versucht hat, ist die schriftliche Pressemitteilung.
a) Was wollen wir da üblicherweise mitteilen? Der Chor plant ein Konzert. Der Chor feiert Jubiläum. Der Chor hat einen neuen Vorstand. Man plant eine Reise, oder man will von einer berichten.
b) Wie teilen wir das mit? Antwort: Vor allem ohne Lyrik und ohne eine für den Adressaten nutzlose Begleitmusik (Bei herrlichem Sonnenschein traten die Mitglieder des MCV Schwache Lunge 1848 am Samstag, 7.7.02, um 6.45 Uhr die Busfahrt nach St. Goar an...). So berichtet auch der Kaninchenzuchtverein, merkt der Redakteur — und findet zielsicher den nächsten Papierkorb. Konsequenz: Fakten nur so mitteilen, wie man sie selbst auch als Nichtmitglied beispielsweise über die Kaninchenzüchter oder die Schrebergärtner gern lesen würde. Also echte Nachrichten nach vorn, die »news», die in der Übersetzung nichts anderes als Neuigkeiten« bedeuten.
Dafür gilt dann das Gesetz der »fünf W». Gleich zu Beginn einer Nachricht soll stehen, wer wo was wann warum macht. Das sechste »W» könnte im späteren Verlauf dem »wie» gelten. Nachrichten werden mit um so mehr Aufmerksamkeit gelesen, je mehr sie dem Leser ermöglichen, auch noch mehr über andere Menschen zu erfahren. Wie bei den Themen aus der »großen Welt» nützt es also, auch ein Thema aus der Chorwelt durch Identifizierung der Beteiligten zu personalisieren. Wenn sich der Oberarzt des Krankenhauses im Chor engagiert, weil ihm das auch hilft,. Stress abzubauen — dann ist dies eine leichter gängige Nachricht, als wenn da nur stünde: Der X-Chor veranstaltet das Y-Konzert im Z Saal.
c) Und welche Themen sind besonders geeignet? Nachträgliche Konzertberichte sind bei denen beliebt, die sich darin wiederfinden. Für alle, die nicht im Publikum waren, wirken sie wenig anziehend — es sei denn, sie dienten als Hinweis auf eine bevorstehende Konzertwiederholung. Wenn Sie dennoch eine Chronistenpflicht verspüren und deshalb Konzertberichte an die Redaktionen geben vollen — bitte Alles möglichst knapp, präzise und ohne Schnörkel fassen. Eigenlob riecht zumindest — und kommt auch nicht gut an.
Als Thema für eine Meldung reicht die Vorstandswahl: Dazu gehören Name, Alter und Berufe der Gewählten samt ihrer Vereinsfunktion. Vielleicht noch ein Zitat vom Vorsitzenden, das Ziele beschreibt und /oder die wichtigsten Projekte. Kurz kommt auch die Ankündigung eines Konzertes gut an, Längere Form empfiehlt sich nur, wenn die Musik (Neuentdeckung, Uraufführung?) oder die Künstler (Auftritt des russischen Partnerchores, des preisgekrönten Chores vom Deutschen Chorwettbewerb, der Star-Solistin) zusätzlichen Nachrichtenwert hergeben. Und wann ist ein längerer Bericht aussichtsreich? Idealerweise dann, wenn er neue Ideen darstellt, mit deren Hilfe die Qualität der Arbeit im Chor gesteigert und damit für die Außenwelt interessanter wird. (Beispiel: MGV hat eine ungewöhnliche Partnerschaft mit einem Kindergarten begründet, den die Tochter des Chorvorsitzenden leitet. Der Chor hilft den Erzieherinnen aktiv bei den Singstunden. Ein Jahr lang dienen alle Spendenüberschüsse des Chores zur Anschaffung von Liederbüchern, Instrumenten und CD, um die Musik im Kindergarten heimisch zu machen. Der Chorleiter übt mit Eltern, Kindern und Erziehern viermal im Jahr gemeinsames Singen ein. Die Partnerschaft wurde begründet mit einem Besuch aller Sänger im Kindergarten und mit einem Gemeinschaftskonzert im nahen Festsaal. Zitate aus der Festansprache des Bürgermeisters. Fotos von Sängern und Kindern gehören dazu. Und daran lässt sich leicht ein Kurzporträt des Chores anschließen, der die gute Idee verwirklicht hat: Der MCV zählt derzeit . . . Aktive und . . . fördernde Mitglieder. In seinem Stadtteil ist er mit Konzerten jährlich und mit seinen Einsätzen bei allen Gemeinschaftsfesten nicht weg zu denken. Den Vorsitzenden, den Chorleiter und sein Programm und die nächsten Projekte vorstellen.)
d) Nur selten reicht es, mit den Redaktionen schriftlich zu verkehren. Gut geführte Ensembles oder Vereine suchen den persönlichen Kontakt. Danach wird der schriftliche Umgang auch per e-mail oder Fax deutlich einfacher. Auch für den persönlichen Kontakt gilt: Der Versuch wird um so erfolgreicher, je plausibler und nachrichtenhaltiger der Anlass ist. Wenn Sie etwas Substanzielles zu berichten haben, hören die Leute eher und aufmerksamer zu, als wenn Sie nur räsonieren wollten, dass niemand die Chöre liebt. Zum Redaktionsbesuch bitte zuvor einen Termin mit dem Leiter (siehe Impressum) vereinbaren, vorhandenes Werbe- und Infomaterial über den Chor mit nehmen, vielleicht das beste Foto vom Chor, seinem Vorsitzenden und seinem Leiter (Fortschrittliche halten einen Ausdruck der abrufbaren Datei bereit oder bringen eine CD-Rom mit), Bitte nicht mehr als eine halbe Stunde Gespräch einplanen. Wenn es dann doch länger wird, weil die Redakteure so viel fragen — um so besser. Dann ist es Ihnen gelungen, Interesse zu wecken. Eine andere Möglichkeit ist die Einladung an Redaktionsleiter und/oder Feuilleton-/Musik-Redakteure. Zum Kennenlernen würde sich ein zwangloses Gespräch mit einem kleinen Mittag-/Abendessen anbieten, das Sie mit der Einladung zu einem Probenbesuch oder einem Konzertereignis beenden könnten: So eröffnet sich den Redaktionen die Möglichkeit, selbst auf die Spur der Chorsänger und ihres Umfeldes zu gehen und Eindrücke zu sammeln. Vielleicht ergibt sich daraus eine Reportage. Nicht ungeschickt: Miteinander gemeinsame Aktionen zu überlegen:
Ein Sonderkonzert für die Leser der Lokalzeitung, Chor-Auftritt in der neuen Geschäftsstelle oder beim Kindernachmittag der Zeitung, der Chor wirkt mit bei der Benefizaktion vor Weihnachten,
2. Kontakt halten
Bleiben Sie am Ball, wenn Sie erst ein mal die Nähe zu den Medienmachern gefunden haben. Das geht dann im All tag auch schriftlich, per Telefon, per Fax oder Mail. Wichtiges auf alle Fälle auch faxen, damit die Sekretariate der Redaktionen es auf Termin legen können.
Nach den beiden vorangegangen Artikeln wissen wir also, wen wir mit unserer Öffentlichkeitsarbeit bei den Medien (lokal also meistens bei den Zeitungen, dazu den Lokalradios) ansprechen wollen.
Und wir haben überlegt, wie das mit einigermaßen guten Erfolgsaussichten geschehen kann. Aber wie an die richtigen Namen, die richtigen Adressen gelangen, wie System in die eigene Medienarbeit bringen ?
A) Sie brauchen natürlich Namen und Anschriften der für Sie wichtigen Zeitungen (auch Anzeigenblätter), TV- und Radiostationen, Agenturen und freien Musikjournalisten. Die finden Sie:
1. Zeitungsadressen vor allem im jeweiligen Impressum - dort, wo meistens kleingedruckt Verlags- und Redaktionsanschrift und die für die einzelnen Fachgebiete zuständigen Redakteure stehen. Das sind Ihre wichtigsten Ansprechpartner. Möglich, dass diese dann ein Mitglied ihrer Redaktion oder eine(n) Freie(n) beauftragen.
2. Namen und Anschriften gibt es üblicher Weise auch in einer immer aktuelle geführten Presseliste/einem Presse-Verteiler, wie sie ihr örtliches Presseamt, Kulturamt, die Oper, der Musikverein oder die Musikschule gewöhnlich führen.
3. Namen und Anschriften gibt es ebenfalls beim zuständigen Landesbund und beim DSB, falls es um überregionale Adressen geht.
4. Radio- und TV-Leute mit Interesse am Chorgesang kennen die Medienfachleute Ihres Landesbundes, ebenso die Fachleute bei befreundeten Stellen oder Organisationen, natürlich per Nachfrage auch direkt bei den Sendern oder evtl. sogar auf deren Internetseiten.
B) Wenn Sie erst einmal so Ihre Basisdaten gesammelt haben, benötigen Sie fortan regelmäßige Pflege und Aktualisierung ihrer Medien-Anschriften. Spätestens jedes halbe Jahr sollten Sie den Stand kontrollieren - vor allem jüngere Journalisten wechseln häufig Standort und Ressort. Eine Einladung an einen längst fortgereisten Redakteur "kommt" aber nicht gut an.
C) Wenn Sie Spaß an der Medienarbeit finden, sollten Sie sich auf dem Laufenden halten. Manche Sängerkreise, etliche Landesbünde bieten zu diesem speziellen Bereich qualifizierte Fortbildungsseminare an.
D) Wer regelmäßig mit der Öffentlichkeit umgehen will, sollte im Übrigen über einen Fundus unverzichtbaren Basismaterials verfügen. Dabei geht es um immer wieder nachgefragte Grundinformationen. Also: das knapp gefasste und bei Bedarf aktualisierte Vereinsporträt. Eine Übersicht über die Aktiven im Vorstand. Das Porträt des Vorsitzenden und des Chorleiters (wenige, informative Sätze). Eine immer aktuelle Liste der Veranstaltungen. Ein kleines Fotoarchiv mit Szenen großer Veranstaltungen und Porträts der handelnden Personen - Fortgeschrittene halten das im Internet zum "downloaden" bereit, zugleich aber auch als CD-Rom und möglichst zusätzlich in Papier- und Diaformat.
Sie sehen, es ist keine Wissenschaft, mit den Medien umzugehen. Eher ein Handwerk, das um so erfolgreicher funktioniert, je konzentrierter und genauer es angefasst wird.
Jeder Chor, der ein zeitgemäßes und attraktives Bild von sich zu verbreiten schafft, hilft mit, unsere gemeinsame Passion bekannter und beliebter zu machen. Viel Erfolg also beim Ausprobieren!