Große Ereignisse werfen bekanntlich ihre Schatten voraus, und für den MGV Mendelssohn- aus Montabaur ist das 165-jährige Vereinsbestehen im Jahr 2020 ein solches Ereignis. Viele Männergesangvereine mussten in den vergangenen Jahren ihre Aktivitäten einstellen, weil ihnen die Aktiven ausgingen. Andere wurden mehr oder weniger freiwillig zu einem gemischten Chor. Auch die Mendelssöhne hatten zu Beginn des neuen Jahrtausends mit Nachwuchssorgen zu kämpfen. Inzwischen ist der Männerchor aber wieder so schlagkräftig, dass einer musikalischen Geburtstagsfeier nichts im Wege stehen sollte.
Die Vorbereitungen beginnen schon in einem halben Jahr: Dann starten die Proben für das Chorprojekt „Let's Meet The Beatles“. Die Musik der berühmten Pilzköpfe haben die Montabaurer nicht zufällig ausgesucht, denn auch die Liverpooler Band feiert 2020 einen runden Geburtstag. Dann jährt sich zum 60. Mal ihr erster Auftritt unter dem berühmten Namen in Hamburg. Mit Joachim Bliedung hat der MGV zudem einen echten Beatles-Experten in seinen Reihen.
Die Mendelssöhne sprechen bewusst von einem Chorprojekt – und nicht etwa von einem Projektchor, wie die Vorsitzenden Michael Kien und Christoph Kuhl im Gespräch mit unserer Zeitung deutlich machen. Es gehe nicht darum, zusätzliche Sänger für einen begrenzten Zeitraum zu finden, sondern um das Einstudieren neuer Titel in einem festen Zeitfenster: Ziel sei ein Konzert mit Beatles-Stücken im Frühjahr 2020.
Gleichwohl würden sich die Sänger natürlich über neue Mitstreiter freuen. Das Chorprojekt sei auch eine gute Gelegenheit zum Reinschnuppern und Kennenlernen, machen die Verantwortlichen deutlich. Denn wenn am Dienstag, 3. September, die Proben in der Montabaurer Stadthalle beginnen, sind die Titel schließlich für alle Sänger neu. Die Aufnahme bei den Mendelssöhnen sei sehr herzlich, betont der neue Geschäftsführer Alexander Jass, der sich noch gut an seine eigenen Anfänge beim MGV erinnert.
Mit etwa 25 Sängern ist der Verein im Augenblick zwar groß genug, um vierstimmig zu singen. Gleichwohl ist es weiterhin eine anspruchsvolle Aufgabe, diesen Stand zu halten. Die Aktiven sind derzeit zwischen 50 und 80 Jahre alt. In den kommenden fünf Jahren wird erneut etwa ein Drittel von ihnen altersbedingt aufhören, schätzt der Vorstand. Die Zeiten, in denen junge Männer von ihren Vätern mitgebracht und damit fast automatisch selbst Mitglied wurden, sind freilich auch in Montabaur lange vorbei. Der MGV muss aktiv um neue Sänger werben und feiert auch aus diesem Grund inzwischen alle fünf Jahre ein Jubiläumsfest.
Zumindest in die nahe Zukunft kann der Verein derzeit optimistisch schauen: Nach langer Pause planen die Mendelssöhne 2020 sogar wieder einmal eine mehrtägige Fahrt, und diese soll wahrscheinlich nach Hamburg führen. Denn dort gaben nicht nur die Beatles ihr erstes Konzert, auch der Namensgeber des Chors, Felix Mendelssohn , wurde in der Hansestadt geboren. „Neben dem Singen ist auch das Leben im Verein wieder gewachsen“, freut sich Michael Kien. „Und musikalisch haben wir mit unserem Chorleiter Mario Siry natürlich ein Ass im Ärmel.“
Dem Vorsitzenden ist jedenfalls nicht bange: Er geht fest davon aus, dass der Männergesangverein auch sein 170-jähriges und sein 175-jähriges Bestehen als aktiver Chor feiern wird. „Montabaur ist in der letzten Zeit so stark gewachsen“, sagt Kien. Wenn man nur einen Bruchteil der Zugezogenen erreiche und für den Gesangverein begeistern könne, dürfte auch der nächste Umbruch in einer bereits sehr langen Vereinsgeschichte gelingen, hofft er.