Es war für den Kirchenchor eine große Freude, als vor Monaten die Einladung des „Konzertorchester Koblenz“ – musikalische Leitung Christoph Engers aus Dreikirchen - bei diesem Auftritt am 13. August 2017 mitzuwirken, an ihn herangetragen wurde. Flugs wurde wieder das Projekt „Der Sommerchor“ ins Leben gerufen und all die hiermit verbundenen Mühen gerne in Kauf genommen. Der Chor wollte außerdem zeigen, dass auch Stücke aus dem eigenen Repertoire durchaus hörenswert sind und erfreute das Publikum nach der Eröffnung durch das Konzertorchester – großartig die Suite „How to train your dragon“ (Drachenzähmen leicht gemacht) - mit den Stücken „Wir lieben sehr im Herzen“ aus der Zeit der Renaissance, „Cantate Domino“ (Adiemus), „Your raise me up“ und – was sonst an einem solchen Tag und an diesem Ort – „What a wonderful world“. In der darauf folgenden Suite des Konzertorchesters „The Lion King“ (König der Löwen) konnte man sie alle hören: Simba, Timo, Pumba und die frechen Hyänen, kurz: hier spitzten sogar die Kinder die Ohren.
Endlich konnte Chorleiter Wolfgang Tüncher den „Sommerchor“ in seinen Kirchenchor einreihen. Zusammen mit dem Orchester erscholl aus nunmehr achtzig Kehlen „Gabriellas Song“ aus dem preisgekrönten schwedischen Film „Wie im Himmel“. Dieses zu Herzen gehende Lied ist eine klare Aufforderung, das kurze Leben in die eigene Hand zu nehmen und mit Liebe zu gestalten. Dann flogen dem Publikum notenmäßig die Kugeln um die Ohren. „Moment of Morricone“, eine Folge von Stücken aus „Spiel mir das Lied vom Tod“ und „Zwei glorreiche Halunken“ begann mit einem Knalleffekt des Orchesters, die Sängerinnen und Sänger konnten ihre Stimmen voll aussingen und mussten bei „Cheyennes Thema“ sogar pfeifen. Beim Liebesthema – auch das gab’s im Wilden Westen – glänzte Yvonne Fritsch, Sopranistin im Kirchenchor, mit einem wundervollen Solo.
Dem Höhepunkt des Tages, der „Brunnensinfonie“, von Guido Rennert für Orchester und Chor komponiert, gingen noch einige bedeutende Ansprachen voraus. Die Schirmherrin Dr. Chrisitane Herzog, der Oberbürgermeister der Stadt Koblenz Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig, Jörg Perscheid von der fördernden Sparkasse Koblenz, alle fanden herzliche und erläuternde Worte für dieses Werk, welches im April 2014 seine Uraufführung in der Rhein-Mosel-Halle erlebte. Moderator Bernhard Meffert führte dem Publikum die Sinfonie in reicher Wortwahl vor Augen und auch Manfred Gniffke, ein echtes koblenzer Original, gab auf amüsante Art und Weise eine Einführung zur Brunnensinfonie zum Besten.
Die „Brunnensinfonie“ erzählt die Geschichte dieser herrlichen Stadt so, wie sie die prachtvolle Historiensäule auf dem Görresplatz darstellt. Im Prolog und Epilog rühmen Chor und Orchester den Zauber der Heimat und das friedliche Land. Im Zeitraffer führt die musikalische Exkursion den Zuhörer weit zurück zur ersten, sehr naturverbundenen Besiedlung, springt mit atemberaubender Wucht zur Eroberung durch das Imperium Romanum und mündet im großen Stadtbrand im Jahre 1240. Dann wird es fröhlich, das Publikum kann sich bei einem lustigen mittelalterlichen Markttreiben, in dem der „goldje Stremp“ und das „Bunselchje“ zum Tanz aufgefordert werden, etwas entspannen. Doch schon erscheint unter den ersten Takten der „Marseillaise“ der Franzos mit Waffengeklirr, weiter geht es mit den Preußen bis hin zum 2. Weltkrieg. Hier ist kein Kanonendonner zu hören, nein: „Die Kinderaugen fragen leis: Warum?“ - zart und bewegend gespielt und gesungen. Endlich kommt die Erlösung von all dem Elend im „Wiederaufbau“ mit schmetternden, hier und da amerikanisch-jazzigen Schnörkeln verzierten Klängen daher und endet im fulminanten Finale, in dem wieder die geliebte Heimat im Fortissimo gewürdigt wird.
Die Zuhörer dieses Open-Air Konzertes waren begeistert und geizten nicht mit Applaus. Christoph Engers, Wolfgang Tüncher, alle Mitwirkenden und nicht zuletzt der Chor-Vorstand mit seiner Vorsitzenden Gabi Bendel waren hochzufrieden und überglücklich, dass alles so gut „über die Bühne“ gegangen war. Geist und Seele waren erfüllt, nun verlangte auch der Körper nach seinem Recht. In der „Maximilian‘s Brauwiesen“ in Lahnstein waren genügend Tische reserviert und knappe hundert Leute fanden ihren Platz in der gemütlichen Brauereiatmosphäre. Es wurde geschmaust, Kühles vom Fass getrunken und noch lange über dieses großartige Erlebnis geschwatzt, bis die Sängerinnen und Sänger, um eine schöne Erinnerung reicher, endlich den Rückweg antraten.