In der Woche vor Ostern nahm der Beroder Liederkranz am 16. internationalen Chorwettbewerb in Budapest teil und kehrte mit durchweg positiven Eindrücken und einem silbernen Gesangsdiplom in den Westerwald zurück.
Per Bus bzw. Flugzeug waren der 37 Mann starke „Wettstreitchor“ und eine ganze Reihe weiblicher Begleiterinnen in die ungarische Metropole gereist, um sich im musikalischen Wettstreit mit anderen europäischen Chören zu messen.
Dass die Trauben bei solchen internationalen Leistungsvergleichen mittlerweile sehr hoch hängen, erfuhren die Beroder spätestens beim Blick in die Teilnehmerliste: Diesmal waren es genau 32 hochkarätige Ensembles, die um Bronze-, Silber- und Golddiplome wetteiferten. Als einziger Teilnehmer aus Deutschland und zugleich einziger Männerchor überhaupt stellten sich die Beroder Sänger unter der Leitung von Mario Siry dem Urteil der fünfköpfigen Fachjury.
Im zur Budapester Universität gehörenden Music Center kam es am Vortag des eigentlichen Wettbewerbes zu einer ersten Begegnung zwischen Chor und drei Jurymitgliedern. Die Organisatoren des Wettbewerbes bieten neuerdings den teilnehmenden Chören eine Art „Vorstellungsrunde“ an, um hier ihr Wettbewerbsprogramm zu präsentieren und anschließend einer kritischen Reflexion durch jeden einzelnen Juror zu unterziehen. Von dieser Möglichkeit machte der Liederkranz Berod dankend Gebrauch. Sowohl Dirigent als auch Sänger erhielten von den Kritikern wertvolle Anregungen in Punkto Intonation, Stimmenausgleich und Bühnenpräsentation. In den beiden darauffolgenden Proben versuchte Mario Siry noch den ein oder anderen Verbesserungsvorschlag aufzugreifen und ins Wettbewerbsprogramm einzubauen.
Bis in die Haarspitzen motiviert traten die 37 Chorsänger dann am Folgetag wiederum im Music Center auf, wo der Wettbewerb aller Chöre ausgetragen wurde.
Mit den Chorwerken „Ubi Caritas“ (Ola Gjeilo), „Gryning vid havet“ (Hugo Alfén) und „Abschied“ (Matthieu Neumann) präsentierte der Beroder Männerchor sich der fünfköpfigen Fachjury aus Ungarn, der Schweiz, Österreich, Polen und aus Deutschland (Jürgen Faßbender). Als einziger „echter Laienchor“ im Wettbewerb angetreten, wollte man gegenüber den semiprofessionellen Ensembles (alles ausnahmslos Hochschulchöre oder Auswahlchöre) in der Bewertung nicht allzu weit abfallen. Dieses Ziel wurde absolut erreicht: Silberdiplom mit 18,83 Punkte (nur 1,67 Punkte fehlten zu „Gold“!) war ein objektiv richtiges Zeugnis, das die Wertungsrichter dem Beroder Männerchor und ihrem Chorleiter Mario Siry ausstellten. Das Ergebnis ist auch deshalb mehr als zufriedenstellend ausgefallen, weil die Beroder Männer in der Endabrechnung sieben teilnehmende enorm starke Chöre hinter sich ließen. Trotzdem ist die Frage berechtigt, ob ein Leistungsvergleich zwischen professionell agierenden – zumeist sehr jungen – Ensembles und einem „gestandenen Amateur-Männerchor“ überhaupt noch sinnvoll ist. Die Entwicklung nationaler (Beispiel Deutscher Chorwettbewerb) und internationaler Wettbewerbe geht eindeutig in Richtung Auswahlensembles, die leistungsmäßig zudem sehr eng beieinander liegen. Für die breite Basis der Laienchorszene, die ja seit jeher das Fundament des Chorgesanges bildet, scheint momentan kein adäquates Wettbewerbsangebot auf internationalem Parkett vorhanden zu sein.
Ein besonderes Erlebnis für Chorsänger und mitgereiste Begleiterinnen und Gäste war der Aufenthalt in Budapest aber allemal: Die Mitwirkung beim Freundschaftskonzert in der Nádor
Hall, bei dem der Liederkranz vor allem für das Rammstein-Stück „Engel“ reichlich Applaus bekam, zählt sicherlich dazu. Aber auch die rund vierstündige Stadtbesichtigung per Bus und per Pedes mit vielen Informationen zur Geschichte und Kultur der Donaumetropole wird in angenehmer Erinnerung bleiben.
Ein besonderes Highlight war sicherlich das Galakonzert mit Preisverleihung in der mächtigen Bela Bartók National-Conzert-Hall am Abschlusstag des Festivals: Der Chor der Budapest Academic Choral Society (über 200 Sängerinnen und Sänger!) führte mit großem Orchester unter der beeindruckenden Leitung von Maestro Hollerung Gábor die „Carmina Burana“ von Carl Orff auf. Die anschließenden Auftritte der jeweiligen Kategoriesieger waren chormusikalische Glanzlichter, die beim Publikum emotional buchstäblich unter die Haut gingen.
Was aber vor allem beim Beroder Männerchor haften bleibt, ist die harmonische Grundstimmung und der Zusammenhalt im Chor und in der Reisegruppe. Garanten dafür sind zum einen die Sänger selbst, die – wenn es gilt – im Wettkampfmodus wie ein Mann zusammenstehen und dann beachtliche Leistungen abrufen können. Zum anderen verfügt Chorleiter Mario Siry über die nötige Sensibilität, um „seine Jungs“ in der Probe und auf der Bühne immer wieder adäquat zu fördern und zu fordern. Dass er in der „dritten Halbzeit“ als Chorleiter auch präsent ist, spricht ebenfalls für ihn. Alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen der „Expedition Budapest“ lobten die gute Organisation, den Service und das Preis- Leistungsverhältnis der Tour. Diese positive Resonanz sollte die Verantwortlichen des Chores ermuntern, ähnliche Ziele auch zukünftig mit Augenmaß anzusteuern.